Der evangelische Friedhof

Der evangelische Friedhof in Holzlar, Foto Sascha Decker

Mitte des 17. Jahrhunderts lebte in Holzlar die evangelische Familie Linder, die viel Land besaß. Am 9. Februar 1658 starb Hermann Linders Frau. Wo sollte sie begraben werden? Die Protestanten in Oberkassel wurden zwar auf dem dortigen katholischen Friedhof beerdigt, aber Auswärtigen wurde das nicht genehmigt. Deshalb bestattete Hermann Linder seine Frau auf seinem eigenen Grundstück, in „Linders Garten“. Der Grabstein ist erhalten und steht jetzt an der hinteren (westlichen) Seite des Friedhofs. Die nächsten Grabsteine stammen aus dem 18. Jahrhundert: Dilmanus Linder und Catrina Beckers, Conrat Linder und Barbara Craemers. Ehefrauen behielten damals oft ihren Mädchennamen mit angehängtem „s“. Übrigens wurde das älteste erhaltene Haus in Holzlar, das Fachwerkhaus Hauptsraße 61, 1698 von der Familie Linder gebaut und noch heute bewohnt; das Fachwerkhaus Hauptstraße 59c wurde fast ein Jahrhundert später, nämlich 1790, von der Familie Greif angebaut, die auf dem Friedhof ebenfalls mit mehreren Gräbern vertreten ist.

Dass es zahlreiche weitere Bestattungen gegeben hat, wissen wir aus den seit 1676 existierenden Kirchenbüchern der evangelischen Gemeinde Oberkassel, die manchmal den Ort nennen. Auch vor 1658 mag der Friedhof schon benutzt worden sein.

Unter der Erde Holzlars liegen bis hin nach Oberpleis in wenigen Meter Tiefe Braunkohleflöze geringer Mächtigkeit, die letzten Ausläufer des Rheinischen Reviers. Im 18. Jahrhundert begann hier ein industrieller Abbau; die erste Mutung (bergrechtlicher Antrag zur Genehmigung des Abbaus) fand 1757 statt, die Belehnung ein Jahr später: Grube Juan Georg in Gielgen zwischen der Siebengebirgsstraße und dem Giersbergweg. Ab 1804 begann der Bergmeister des staatlichen Bergamtes Linz, Leopold Bleibtreu, auf der Hardt Kohle zu muten und kaufte eine Grube in Gielgen. Die Kohle war für die Kupferschmelze in Rheinbreitbach geplant, jedoch dafür nicht verwendbar, aber Bleibtreu stellte fest, dass sie Alaun enthielt, und errichtete in der Folgezeit zwei Alaunhütten am Ennert. Er holte sich für den Kohleabbau zwischen Hardt und Vinxel Bergleute aus anderen Gegenden, die zum Teil wie er evangelisch waren. So kam es dazu, dass er 1816 (und nicht 1860, wie die Stadt Bonn auf der Tafel am Friedhof schreibt) Linders Baumgarten mitsamt einer Erweiterung zum Bach hin kaufte, einzäunte und der evangelischen Gemeinde Oberkassel übereignete zur Bestattung der Holzlarer Evangelischen wie auch seiner hier und in den umliegenden Dörfern wohnenden Arbeiter und ihrer Familien. Für ihn und seine Familie war die Seite zum Bach hin reserviert.

Der älteste Grabstein und die letzte Beisetzung, Foto Friedrich Gebhardt

Der Friedhof wurde 1968 geschlossen und nur einige namentlich genannte alteingesessene Holzlarer durften dort noch beigesetzt werden; die letzte Beerdigung, Anna Katharina Greif geb. Linden, fand 2005 statt. Aufgrund eines Schreibfehlers eines Standesbeamten im 19. Jahrhundert heißt ein Teil der Familie Linder seither Linden. Seit 1983 steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

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